21.11.2024 | Newsletter Ausgabe 02/2024 Die Ergebnisse des 6. MaBiS-Benchmark zeigen erhebliche Schiefstände in der Netzbilanzierung

Simon Kutzner | Gregor Schneider
simon.kutzner@bet-energie.de

Bei einem Großteil der fast 30 Teilnehmenden verschlechterte sich in den jetzt untersuchten Jahren 2020-2023 die Bilanzierungsqualität je nach Cluster um durchschnittlich 20%. BET hat entsprechende Analysen zu Ursachen durchgeführt und Maßnahmen zur Verbesserung identifiziert.

Die Qualität der Netzbilanzierung zählt auch nach über 12 Jahren MaBiS-Festlegung aufgrund der vielen Einflussfaktoren zu den Risikopositionen des Netzbetreibers. Die Abweichungen im Differenzbilanzkreis bergen ein hohes Kostenrisiko und werden oft nicht vollständig durch die Mehr-/Mindermengenabrechnung finanziell ausgeglichen. Entsprechende Kosten werden durch die Regulierungsbehörden im Rahmen der Netzentgeltgenehmigung schon länger nicht mehr anerkannt.

Aufgrund der Herausforderungen der letzten Jahre, u.a. Corona-Krise, Energiekrise, steigende Inflation, hat sich das Verbrauchsverhalten in Höhe und Struktur deutlich verändert. Einerseits führen der starke Zubau von PV-Anlagen mit/ohne Speicher und die hohen Energiepreise zu einem sinkenden Netzbezug im Bereich der Privatkunden. Andererseits hat der Umstieg auf Elektroautos und die Ablösung von Erdgasheizungen durch Wärmepumpen den Verbrauch ansteigen lassen. Diese Effekte werden im SLP-Bilanzierungsprozess nicht schnell genug berücksichtigt, da weder Lieferanten noch Netzbetreiber die relevanten Stammdaten (Jahresverbrauchsprognose, ggf. Profilzuordnung) unterjährig anpassen. Die Folge: Die Bilanzierungsqualität hat sich zwischen 2020 und 2023, insbesondere im Cluster 1 (< 100.000 Messlokationen), um bis zu 20% verschlechtert. 

Diese Entwicklung zeigt eindrucksvoll, dass das VDEW-Standardlastprofil für Haushalte immer weniger den tatsächlichen Verbrauchsmustern entspricht. Besonders Prosumer-Haushalte, die eigene Stromproduktion und -speicherung betreiben, weichen erheblich davon ab. Die veränderte Struktur des Verbrauchs und die Zunahme dezentraler Einspeisung erhöhen den Bedarf nach individuelleren, netzspezifischen Lastprofilen. Darüber hinaus ist es unerlässlich, die Datenqualität und die Bilanzierungsprozesse kontinuierlich zu überwachen. Eine fortlaufende Überprüfung und Optimierung der Lastprofile kann die Transparenz erhöhen und Differenzmengen verringern.

Im Rahmen des Benchmarks zeigte sich auch, dass Netzbetreiber, die bereits gezielte Maßnahmen wie die Anpassung von Lastprofilen in der Vergangenheit ergriffen haben, deutliche Verbesserungen erzielen konnten. Damit könnten die Differenzmengen im Jahr 2023 über alle Teilnehmer im Cluster 1 (< 100.000 Messlokationen) im Mittel um etwa 40% gesenkt werden. Diese Optimierung ist ein klarer Hinweis darauf, dass eine regelmäßige Überprüfung und Aktualisierung der Lastprofile nicht nur langfristig Kostenrisiken minimieren, sondern auch die Bilanzierungsqualität signifikant steigern kann.

Unser Fazit aus dem 6. MaBis-Benchmark lautet daher: Der Trend zu wachsenden Differenzmengen lässt sich durch gezielte Maßnahmen und ein effektives Monitoring umkehren und damit die Kostenrisiken minimieren. Mit dem Rollout intelligenter Messsysteme wird die Qualität der Standardlastprofile in Zukunft noch stärker im Fokus stehen, und eine weitere Optimierung der Prozesse wird zunehmend notwendig.

Wenn Sie sich für eine nachträgliche Teilnahme am Benchmark interessieren oder Unterstützung bei der Optimierung Ihrer Bilanzierungsprozesse sowie der Anpassung von Standardlastprofilen benötigen, stehen wir Ihnen gerne zur Seite. Durch gezielte Maßnahmen und individuelle Lösungen helfen wir Ihnen, Ihre Bilanzierungsqualität zu steigern und Kostenrisiken zu minimieren.
 


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