13.05.2019 | Webmagazin 2019/02 Marketing-Gag öffentliche Ladestation

Geschäftspotenzial von privaten Ladestationen nutzen von Sebastian Seier
sebastian.seier@bet-energie.de

Schon längst lecken sich Autohersteller, Ladepunktbetreiber, Start-ups und nicht zuletzt Energieversorger die Finger nach dem Wachstumsmarkt in spe. Doch gerade für Energieversorgungsunternehmen stellt sich die Frage, welche Geschäftsmodelle nicht nur eine positive Wirkung auf die Außendarstellung, sondern auch auf die Finanzbücher haben.

Noch ist es wohl zu früh, im Zusammenhang mit der Elektromobilität von einem „Boom-Markt“ zu sprechen. Die Antriebsart machte Anfang 2019 noch keine 0,002 % der in Deutschland zugelassenen PKW aus. Während Länder wie Norwegen und die Niederlande Deutschland in den letzten Jahren bei der Elektromobilität deutlich vorauseilten, scheint nun Schwung in den hiesigen Markt zu kommen. Schon 2018 wuchs der Bestand an Elektro- bzw. Hybridfahrzeugen in Deutschland um 58 % bzw. 43 %. In Januar und Februar 2019 verdoppelten sich die monatlichen Neuzulassungszahlen bei den Elektrofahrzeugen gar im Vergleich zum Vorjahreszeitraum.

Die Bundes- und verschiedene Landesregierungen haben die spärlich ausgebaute Ladeinfrastruktur im öffentlichen Raum als Achillesferse der Elektromobilität ausgemacht und fördern Kauf, Installation und Netzanschluss von Ladesäulen massiv. Dem Ruf des (Förder-)Geldes folgend versuchen viele Versorger ihr Glück mit dem Bau und Betrieb von öffentlichen Ladesäulen. Doch selbst mit Förderung ist der profitable Betrieb dieser Ladepunkte oft nur ein Wunschtraum. Über 28.000 kWh müssten über eine Säule pro Jahr abgesetzt werden, damit sie sich nach 5 Jahren amortisiert. Bei einer Säule mit einem 11-kW-Ladepunkt entspricht dies einer Auslastung von 28 %. Aktuell liegt dieser Wert jedoch meistens deutlich unter 10 %.

Zukünftig werden zudem nur etwa 5 % aller Ladepunkte in Deutschland an öffentlichen Säulen zu finden sein. Der überwiegende Teil wird sich in privaten Garagen und auf Unternehmensparkplätzen befinden. Eine erfolgversprechende Strategie ist somit, eine moderate Anzahl an öffentlichen Ladepunkten als „Marketing-Instrument“ zu installieren, um Kunden zu zeigen, dass ihr Versorger auch in diesem Bereich aktiv ist. Parallel dazu können dann in Kooperation mit einem oder mehreren Herstellern private Ladestationen an Privat- und Gewerbekunden vertrieben werden – begleitet durch eine entsprechende Beratung und den passenden Stromtarif. Hier ist nicht nur die Kundengruppe größer und die Marge höher, das Geschäftsmodell ist häufig auch deutlich weniger komplex als bei öffentlichen Ladestationen und ähnelt zudem anderen bekannten Hardware-Vertriebs- und Contracting-Modellen.

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