08.10.2019 | Webmagazin 2019/04 Robuste Zielnetzplanung macht zukunftssicher

Solides Fundament für die Energiewende Dr. Sören Patzack und Andreas Nolde
andreas.nolde@bet-energie.de

10 Millionen Elektrofahrzeuge, 8 Millionen Wärmepumpen, 65 % Erneuerbare Energien im Gesamtsystem 2030 – diese progressiven, aber nicht unrealistischen Szenarien werden gerade in der Politik sowie diversen Studien diskutiert. Und die Verteilnetze? „Die haben die Integration neuer Kunden in den letzten Jahren geschafft und schaffen das sicher auch in den nächsten Jahren. Mit Digitalisierung und Smart Grid schlummern da enorme Potenziale!“ So oder so ähnlich geistert eine Vielzahl von Aussagen durch die Branche. Doch wie sehen das zukünftige Smart Grid und der Weg dorthin aus? Diese Frage stellen sich viele Netzbetreiber. Sie auch?

Wie wirken sich die deutschlandweit angenommenen Szenarien unmittelbar auf mein Netz aus, und kann das Netz diese Versorgungsaufgabe noch bedienen? Wie kann ich durch vorausschauende Investitionen die Engpässe von morgen verhindern? Besteht geringer oder großer Handlungsbedarf? Diese Fragen werden im Rahmen unserer robusten Zielnetzplanungen beantwortet, die wir bereits mit vielen verschiedenen Netzbetreibern aller Größen durchgeführt haben. 

Warum „robust“? Robust deswegen, weil die zukünftige Versorgungsaufgabe höchst unsicher ist – ein Zielnetz muss aber auch dann, wenn die Welt sich anders entwickelt als angenommen, technisch gültig, wirtschaftlich effizient und regulatorisch sinnvoll sein. Robust auch deshalb, weil nicht das Optimum im Sinne einer Struktur- und Mengenminimierung für die heutige Versorgungsaufgabe im Fokus steht, sondern die effiziente Erfüllung einer sich dynamisch ändernden Versorgungsaufgabe der Zukunft. 

Und so gehen wir bei der Ermittlung eines robusten Zielnetzes vor: Nachdem das Bestandsnetz umfangreich analysiert und hebbare Optimierungspotenziale identifiziert wurden, ermitteln wir mit hoher regionaler Auflösung (im Raster 100 x 100 Meter) mehrere mögliche Szenarien, die die zukünftige Versorgungsaufgabe abbilden – also die Entwicklung von Photovoltaik- und Windenergieanlagen, Ladeeinrichtungen für Elektrofahrzeuge, Wärmepumpen sowie Energiespeichern. Anschließend ermitteln wir für diese Szenarien passende, robuste Zielnetze unter Nutzung des NOVA-Prinzips („Netz-Optimierung vor Ausbau“), bei dem neben dem konventionellen Netzausbau auch ein Smart-Grid-Werkzeugkasten zum Einsatz kommt, um die Potenziale aus der Digitalisierung zu heben. 

Dabei wird adressiert, welcher Grad an Digitalisierung und welche Smart-Grid-Lösungen sich für Sie als individuellen Netzbetreiber eignen und wie das für Sie optimale Zusammenspiel aus konventionellem Netzausbau und smarten Elementen aussieht. Diese Planungsergebnisse werden anschließend in die Modellierung eines robusten Zielnetzes überführt. 

Eine Überleitungsplanung rundet die Langfriststrategie für Ihre Netzentwicklung ab. Auf Basis der Ergebnisse werden zum Schluss außerdem Ihre Netzplanungsgrundsätze überarbeitet, um die identifizierten Potenziale aus Smart Grid und Digitalisierung auch langfristig für Ihre Netzplanung verfügbar zu machen. 

Eine Zielnetzplanung sollte alle fünf bis zehn Jahre aktualisiert werden – dann klappt es auch mit den Zielen für 2030.


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