23.04.2024 | Webmagazin 2024/02 Die Bilanzierungsgüte im Strom hat sich branchenweit verschlechtert – woran es liegt und was zu tun ist

Der MaBiS-Benchmark ordnet Ihre Bilanzierungsgüte im Branchenvergleich ein und macht Verbesserungspotenziale sichtbar Gregor Schneider | Simon Kutzner
gregor.schneider@bet-energie.de

Außergewöhnliche Herausforderungen haben das Verbrauchsverhalten in der Energiebranche in den letzten Jahren dramatisch verändert. Insbesondere die Auswirkungen der Corona-Pandemie sowie die Preisexplosion in Folge des Ukrainekriegs haben dauerhafte Spuren hinterlassen - gerade auch bei Privatkunden. Neben der verstärkten Arbeit aus dem Homeoffice, führten die Preissteigerungen zunächst zu erhöhten Verbrauchseinsparungen und anschließend zu einem verstärkten Ausbau von Photovoltaikanlagen. Überlagert wird dies von der Mobilitäts- und Wärmewende und dem damit verbundenen erhöhten Stromverbrauch. Für den Verteilnetzbetreiber ergeben sich daraus neue finanzielle und regulatorische Risiken.

Wie entstehen die Bilanzabweichungen? 

Für Netzbetreiber stellt die Stromnetzbilanzierung nach MaBiS („Marktregeln für die Durchführung der Bilanzkreisabrechnung Strom“) eine Kernkompetenz dar.
Nach wie vor gilt: Jede verbrauchte und erzeugte Kilowattstunde muss sachgerecht zugeordnet, d.h bilanziert werden. Neben den beschriebenen gesellschaftlichen und energiepolitischen Einflüssen kommen weitere Faktoren hinzu wie bspw. die Zunahme an wettbewerblichen Messstellenbetreibern oder der fortschreitende Einbau von intelligenten Messsystemen, die die Komplexität der Prozesse zur Erhebung und Verarbeitung von Messwerten weiter erhöhen. 

In Summe führen die genannten Effekte dazu, dass die Standardlastprofile und die damit verbundenen Jahresverbrauchsprognosen für eine wachsende Anzahl von Endkunden immer weniger passen und sich die Bilanzierungsqualität häufig verschlechtert hat. Entscheidende Faktoren, die die Bilanzierungsqualität beeinflussen, sind nach unseren Erfahrungen insbesondere:

  • der weiterhin hohe Zubau von nicht leistungsgemessenen Photovoltaikanlagen
  • die rasante Zunahme von Wärmepumpen, Elektrofahrzeugen und Heimspeichern
  • die Arbeitsplatzverlagerung ins Homeoffice bzw. zurück ins Büro
  • das Sparverhalten der Kunden (gestiegene Energiepreise und allgemeine Inflation) 
  • die steigende Tendenz zum selbstoptimierenden Prosumer (Heimenergiemanagement).

Die entstehenden Schiefstände spiegeln sich im Kontext der MaBiS-Bilanzierung energetisch in der Differenz-/Deltazeitreihe wider. Finanziell bedeutet dies eine Saldierung der Effekte aus der Abrechnung von Mehr-/Mindermengen einerseits und Ausgleichsenergie andererseits – in den wenigsten Fällen geht dies „zu Null auf“, so dass verbleibende Risiken vom Netzbetreiber zu tragen sind. Darauf haben die Regulierungsbehörden mittlerweile ein wachsames Auge und erkennen die im Rahmen der Kostenprüfung überwiegend nicht mehr an. 

Wo steht Ihr Unternehmen im Branchenvergleich?

Seit Einführung der MaBiS zum 01.06.2011 führt BET regelmäßig anonymisierte Unternehmensvergleiche mit Fokus auf die Bilanzierungsqualität Strom durch. Der MaBiS-Benchmark liefert wertvolle Hinweise auf die erreicht Bilanzierungsgüte, zeigt Trends über die letzten Jahre auf und lässt Optimierungspotentiale gerade im Vergleich mit anderen Netzbetreibern im Teilnehmerfeld abschätzen. 
Mit diesen Analyseergebnissen können anschließend zielgerichtet die Optimierungspotenziale gehoben werden bspw. durch eine unternehmensspezifische Anpassung der verwendeten Lastprofile, durch die Entwicklung zusätzlicher Lastprofile, durch die verbesserte Berücksichtigung von Wetterdaten. Die erreichbaren Verbesserungen lassen sich anhand der Minimierung der finanziellen Risiken verifizieren.

Was ist zu tun?

Nutzen Sie unsere Expertise und melden Sie sich an für den MaBiS-Benchmark 6.0., der diesmal speziell die Jahre 2020 bis 2023 in den Fokus nimmt. Weitere Informationen zum Datenbedarf, zur Ergebnisdarstellung und zu den Kosten finden Sie hier: MaBiS-Benchmark 6.0.

Auf Wunsch bieten wir Ihnen zusätzliche vertiefende Analysen und die eigentliche Optimierung der Standardlastprofile zur nachhaltigen Verbesserung der Bilanzierungsqualität im Rahmen eines individuellen Angebots an.
 


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