15.12.2021 | Webmagazin 2021/05 Digitalisierung

Ulrich Rosen | Partner
ulrich.rosen@bet-energie.de

Das Jahr 2021 ermöglichte nicht, wie erhofft, die Rückkehr zur Normalität. Arbeiten im Homeoffice, gestörte Lieferketten, explodierende Energiepreise, signifikante IT-Sicherheitsvorfälle und komplexe Prozesseinführungen haben die Energiemarktteilnehmer mächtig auf Trapp gehalten. Der Digitalisierungsdruck auf die Unternehmen hat sich weiter erhöht und zeigt, dass bei einer wachsenden Vernetzung von IT-Systemen und technischen Anlagen eine hohe Datenqualität, standardisierte Schnittstellen und sichere Kommunikationswege entscheidend sind, um die Prozesseffizienz zu steigern und die zunehmenden Cyber-Attacken erfolgreich abzuwehren.

Viele spannende Projekte konnten wir in der Energiebranche erfolgreich umsetzen und auch im kommenden Jahr werden die folgenden Themenschwerpunkte wieder eine wichtige Rolle spielen.

Rollout intelligenter Messsysteme

Nachdem zur Jahreswende 2020/2021 für alle überraschend die Novellierung des § 14a EnWG im Zieleinlauf gestoppt wurde, führte der Eilbeschluss des OVG Münster vom 04.03.2021 zu einer Vollbremsung im gerade erst begonnenen Rollout intelligenter Messsysteme. Zusammengenommen führte dies zu einer großen Verunsicherung in der Branche und damit verbunden zu der Frage, wie die Digitalisierung der Energiewende ohne diese wichtigen Eckpfeiler erfolgreich umgesetzt werden soll. Unsere Mitarbeit im BMWi/BSI-Roadmap-Prozess ermöglichte uns einen schnellen Wissenstransfer in Kundenprojekten auf der Netz-,  aber gerade auch auf der Vertriebsseite mit dem Fokus wettbewerblicher Messstellenbetrieb und innovative Geschäftsmodelle.

Nach erfolgter Anpassung des Messstellenbetriebsgesetzes wird mit Spannung die für Anfang 2022 angekündigte neue Marktanalyse und Allgemeinverfügung des BSI erwartet. Der Blick in den Koalitionsvertrag zeigt die Dringlichkeit und den Willen der neuen Regierung, den Rollout erheblich zu beschleunigen, mehr Steuerbarkeit in den Verteilnetzen zu ermöglichen und eine Reform der Netzentgelte anzugehen.

Redispatch 2.0 und MaKo 2022

Das ehrgeizige Ziel eines operativen Starts der Redispatch-2.0-Prozesse zum Oktober 2021 wurde verpasst und mit einer Übergangslösung auf März 2022 plus dreimonatigen Testbetrieb verschoben. Aufgrund der Komplexität nahm seit Jahresbeginn das Kundeninteresse an intensiven Workshopreihen und kundenspezifischen Umsetzungsprojekten massiv zu. Es zeigte sich, dass die Informationsvermittlung, die Abstimmung zwischen den vielen internen und externen Betroffenen, die konsistente Datenbereitstellung und die Ertüchtigung der verschiedenen IT-Systeme sehr zeitintensiv war und auch mit Blick auf März 2022 noch einiges zu tun ist.

Zeitgleich kommen erhebliche Neuerungen in weiteren Marktkommunikationsprozessen auf die Unternehmen zu. So wurde der Energieserviceanbieter (ESA) als neue Marktrolle sowie massengeschäftstaugliche Prozesse zur Definition und Bestellung von Messprodukten geschaffen, die im Kontext des Rollouts intelligenter Messsysteme eine wichtige Rolle spielen und Mehrwerte für Endkunden schaffen.

Prognosegüte und Risikozuschläge

Wie entscheidend die Qualität und Aktualität der Absatzprognose für die Bilanzkreisbewirtschaftung ist, haben die Ergebnisse unseres Benchmarks für das erste Corona-Jahr 2020 gezeigt. So konnte insgesamt festgestellt werden, dass gegenüber den Vorjahren im Mittel die Prognoseabweichung um ca. 15 % angestiegen ist und die Ausgleichsenergiekosten sich verdoppelt haben. Zudem waren die Ausgleichsenergiekosten ungewöhnlich stark durch einzelne extreme Preisspitzen geprägt. Die Teilnehmer des Benchmarks konnten mit unserem webbasierten Analysetool „EDGAR“ ihre Ergebnisse selbstständig weiter analysieren und können zukünftig auch Pricing-Funktionen nutzen.

Mehr Informationen: Digitalisierungs- und IT-Strategie, IT-Analyse und Datenqualität, Smart City, Smart Meter, Smart Grid


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