01.11.2018 | 2018/03 Eine neue Welt entsteht

WINDPARKS NACH DER EEG-WELT Stefan Brühl
stefan.brühl@bet-energie.de

Bis 2025 fallen etwa 16 GW an Windenergieanlagen aus der EEG-Förderung. Was soll nach dem Förderende mit den Anlagen passieren: Weiterbetrieb, Repowering oder gar der Rückbau? Die Vorlaufzeiten für mögliche Planungstätigkeiten sind lang, deshalb steht bereits heute die Entscheidung an. Ein Stromabnahmevertrag ist nur der erste Baustein der neuen Windenergie-Welt.


Angesichts steigender Strombörsenpreise und Marktwerte für die Windenergie an Land (in den letzten drei Monaten lag der Marktwert für Wind an Land zwischen 4,7 und 5,2ct/kWh) erscheint der Weiterbetrieb der Anlagen durchaus attraktiv. Inzwischen wurden auch die ersten Stromabnahmeverträge (sog. PPA) für WEA geschlossen. Diese sind ein weiteres Indiz dafür, dass viele Anlagenbetreiber sich bereits für den Weiterbetrieb der Altanlagen entschieden haben.
Doch der Beginn der Post-EEG-Welt erfordert ein grundsätzliches Umdenken bei den Akteuren und der gesamten Windbranche, um tragfähige und insbesondere ganzheitliche Lösungen für den Weiterbetrieb der Windparks aufzubauen. Im Gegensatz zur „alten“ EEG-Welt steht für den Weiterbetrieb nicht mehr die Verfügbarkeitsmaximierung der Stromerzeugung im Vordergrund. Vielmehr geht es nunmehr um eine Optimierung von Kosten und Erlösen.

Ein PPA ist dabei lediglich ein erster Baustein, um die Preis- bzw. Erlösrisiken für den Weiterbetriebszeitraum in unterschiedlichster Ausgestaltung abzusichern. Wie ist aber bspw. mit umfangreicheren Komponentenwechseln oder -reparaturen am Ende der Förderlaufzeit der Windenergieanlage umzugehen? Sollten diese noch durchgeführt werden? Welche Betriebsverlängerung, welche Mehrerlöse können durch solche Maßnahmen „erkauft“ werden? Auch das Wartungs- und Betriebsführungskonzept will solide untermauert sein.

Die Beispiele zeigen, dass Sie für den Weiterbetrieb einen vollständigen (neuen!) Business Plan benötigen, um Transparenz über die Chancen (Erlösmöglichkeiten), aber auch Risiken (sunk costs) des Weiterbetriebes zu erhalten.

Ganzheitliche Lösungen sind hier gefragt, die die technische Betriebsseite mit den korrespondierenden Erlösmöglichkeiten (zu welchen Zeiten, in welchem Umfang, bis zu welchem Jahr) verbinden. Diese Rollen sind allerdings erst noch im Markt zu schaffen: Die Windbranche braucht neue Dienstleister, die das Systemverständnis aufbringen, um diese Optimierung aus technischer und aus wirtschaftlicher Sicht zu kombinieren. Dies setzt sowohl eine stärkere Verzahnung der Akteure miteinander als auch angepasste Pricing-Konzepte voraus. Im Gegenzug müssen die Anlagenbetreiber bzw. -eigentümer klare Ziele für den Weiterbetrieb ihrer WEA setzen und ihre eigene Risikobereitschaft definieren, um aus den zukünftig deutlich differenzierteren Lösungskonzepten der Dienstleister das passende Gerüst auswählen zu können.

Abbildung: Entwicklung Vermarktungserlös Wind an Land [€/MWh]

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