06.02.2023 | Webmagazin 2023/01 Energieturbulenzen sorgen für Handlungsbedarf bei Industrieunternehmen

Checkliste für Industrieunternehmen: aktueller und perspektivischer Handlungsbedarf Dr. Denis vom Stein | Lukas Schuffelen
denis.vomstein@bet-energie.de

Die Preisturbulenzen an den Energiemärkten stellen eine große Herausforderung für Verbraucher jeglicher Größe dar und schlagen nicht nur auf die Profitabilität der energieintensiven Industrie durch. Die Beschaffung von Strom, Gas, Dampf und Wärme unterliegt nie dagewesenen Unsicherheiten und Preisschwankungen. Seit dem Beginn des Angriffskriegs von Russland auf die Ukraine im Februar 2022 bis zu Beginn diesen Winters übertrafen sich die Preisrekorde an den Strom- und Gasbörsen. Fallende Preisbewegungen in jüngster Vergangenheit aufgrund gut gefüllter Gasspeicher und eines niedrigeren Verbrauchs senden erste Entspannungssignale. Die Diskussion um die Versorgungssicherheit rückt in den Hintergrund, aber die volatilen Preisentwicklungen stellen jegliche Beschaffungsstrategie vor große Herausforderungen. Wie können Industrieunternehmen ihr Risiko aus den volatilen Energiemärkten minimieren? Welchen Beitrag leistet die Energiepreisbremse dazu?

Als industrieller Großverbraucher ist die Antwort auf die Frage abhängig von der bisherigen Beschaffungsstrategie, der Höhe des Verbrauchs und ihrem Endprodukt.

Allgemein gilt jedoch als allererstes und so schnell wie möglich, sich mit den Energiepreisbremsengesetzen und deren Bedeutung für Ihr Unternehmen auseinanderzusetzen. Die beiden kurz vor Weihnachten verabschiedeten Gesetze zur Strompreisbremse sowie Gas-und Wärmepreisbremse können kurzfristig Handlungsbedarf erfordern! Dadurch können Sie an volkswirtschaftlichen Entlastungen partizipieren.

Für Industriekunden gelten je nach Höhe der Entlastung unterschiedliche Meldepflichten an Übertragungsnetzbetreiber, Lieferanten und Prüfbehörde. Zudem greifen ab bestimmten Entlastungshöhen zusätzliche Restriktionen bspw. hinsichtlich Boni und Dividenen sowie Arbeitsplatzerhaltungspflichten.

Wir haben eine kleine Checkliste entworfen, bei der wir Sie gerne individuell unterstützen:

  1. Abschätzung der relevanten Entlastungssumme im Unternehmensverbund für alle relevanten Commodities – Gas-, Strom- und Wärmepreisbremse
    > Einordnung in Höchstgrenze und relative Höchstgrenze (erfordert ggf. Prognose des EBITDA)
  2. Entscheidung, ob Opt-out unter Berücksichtigung möglicher Pflichten und Verbote relevant sein kann
  3. Meldepflichten in Abhängigkeit der Entlastungssumme identifizieren und intern Verantwortlichkeiten definieren. Meilensteinplan aufstellen und Controlling aufsetzen
  4. Weitere Entlastungssummen-spezifische Anforderungen erfüllen: Arbeitsplatzgarantie, Boni-Regelungen etc. beachten

Einsparpotenziale und ggf. effiziente Allokation der knappen, gedeckelten Energie (Entlastung nur für 70 % der 2021-Mengen) identifizieren.

Darüber hinaus gibt es weiteren Handlungsbedarf, der von der kurzfristigen Perspektive der akuten Energiebeschaffung bis hin zu strategischen Maßnahmen zur langfrisitgen Dekarbonisierung reicht.

  1. Penibles Controlling über die Zeit zur Einhaltung des eigenen Plans, Einhaltung der selber gesetzten Entlastungsmengen > ggf. Nutzung des Opt-out während des Jahres
  2. Veränderungen der Gesetzgebung beachten
  3. Energiepreisentwicklung beobachten und eigene Optimierung vorantreiben
  4. Prüfen von aktuellen Versorgungsverträgen > Überarbeitung der Beschaffungsstrategie/des Risikomanagements
  5. Energiemonitoring etablieren und/oder ausbauen
  6. Aufstellen und Umsetzen einer Dekarbonisierungs-Roadmap mit eigenen EE-Anlagen oder grünen PPAs > Nutzung von Fördermitteln prüfen

Gerne unterstützen wir Sie bei den genannten bevorstehenden Aufgaben, um die Anforderungen für Ihren Entlastungsbetrag zu erfüllen, langfristig die Wirtschaftlichkeit der Energiebeschaffung zu sichern und damit den Kostentreiber „Energie“ bei gleichzeitiger Dekarbonisierung in den Griff zu bekommen.


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