24.04.2023 | Webmagazin 2023/02 EU Hydrogen Bank – großer Bruder von H2Global?

Erste Pilotauktion mit Fördervolumen von 800 Mio. EUR im Herbst Sebastian Seier | Dr. Carsten Bode | Dr. Alexander Kox | Leon Hansen
sebastian.seier@bet-energie.de

Europas Weg in die Wasserstoffwirtschaft: Die neue „Hydrogen Bank“ der EU soll Investitionen in die Wasserstoffproduktion fördern und Produzenten den Zugang zu Finanzmitteln erleichtern. Doch welche Aufgabenbereiche hat die European Hydrogen Bank genau und wie unterscheidet sie sich von ähnlichen Förderprogrammen wie H2Global? Wir erklären, wie die geplante Pilotauktion ablaufen soll und welche Chancen sich für Energieversorgungsunternehmen ergeben.

Im Rahmen des REPowerEU-Plans hat die Europäische Union (EU) Ziele für die inländische Produktion und den Import von erneuerbarem Wasserstoff festgelegt. Um die Produktionskapazitäten und Anlagen zur Produktion erneuerbaren Wasserstoffs auszubauen, rechnet die EU mit einem Finanzierungsbedarf zwischen 335 und 471 Milliarden Euro. Um diese notwendigen Investitionen zu tätigen, sind systematische Fördermechanismen und eine Mobilisierung von privatem Kapital erforderlich. Um diesen Herausforderungen gerecht zu werden, startet in diesem Jahr die europäische Initiative der European Hydrogen Bank (EHB).

Das Ziel der EHB besteht darin, Investitionen in die Wasserstofffproduktion zu fördern und Produzenten den Zugang zu Finanzmitteln zu erleichtern. Ähnlich wie bei der deutschen Förderinitiative H2Global hat die Hydrogen Bank u. a. das Ziel, die noch bestehende Differenz zwischen den Produktionskosten von Wasserstoff und der Zahlungsbereitschaft der Abnehmer auszugleichen.

Die Aufgaben der EHB lassen sich in vier Säulen einteilen:

  1. Finanzierung von Wasserstoffabnahmeverträgen, bei denen sowohl Produzent als auch Abnehmer innerhalb der EU angesiedelt sind.
     
  2. Finanzierung von Wasserstoffabnahmeverträgen, bei denen der Produzent  außerhalb der EU angesiedelt ist .
     
  3. Koordination und Schaffung von Tranzparenz, um das „Match-Making“ zwischen Produzenten und Abnehmern zu erleichtern. Hierbei liegt ein besonderer Fokus darauf, das Angebot und die Nachfrage nach Wasserstoff zu bewerten sowie Daten zur Kostenstruktur und den Wasserstoffflüssen zu aggregieren. Zusätzlich unterstützt die EHB beim Aufbau zuverlässiger Lieferketten und der Planung von Infrastruktur.
     
  4. Stärkung und Koordination unterschiedlicher Finanzinstrumente, die in der EU, national oder der privaten Wirtschaft verfügbar sind.   Besonders gestärkt werden soll die Zusammenarbeit auf institutioneller Ebene. Es soll eine Plattform für den Austausch zwischen Mitgliedsstaaten entstehen, sodass diese sich abstimmen können, synergieeffekte entstehen und verfügbare Ressourcen kosteneffizent eingesetzt werden.


Der Finanzierungsmechanismus für Wasserstoffabnahmeverträge innerhalb der EU basiert auf dem Verfahren der statischen Auktion und dem Pay-as-Bid-Prinzip. Betreiber von Wasserstoff-Produktionsanlagen erhalten nach dem Zuschlag eine Festpreiszahlung pro Kilogramm produzierten Wasserstoffs.  Diese wird über eine maximale Förderdauer von 10 Jahren   ausgezahlt. Der Anlagenbetreiber deckt seine Kosten also durch vertraglich geregelte Abnehmerzahlungen und die Förderprämie. Das Förderbudget der EHB stammt aus dem Innovation-Fund der EU, dessen Budget sich aus den Einnahmen des europäischen Emissions-Zertifikatehandel ergibt (etwa 38 Millarden Euro bis 2030). Die EU-Mitgliedsstaaten haben zusätzlich die Möglichkeit, die niedrigsten Gebote von Projekten des eigenen Landes, die keinen Zuschlag erhalten haben, mit nationalen Mitteln zu fördern.

Auf außereuropäischer Ebene soll ein vergleichbarer Auktionsmechanismus eingesetzt werden, der Wasserstoffimporte in die EU fördert. Die europäische Kommission prüft derzeit Möglichkeiten, die internationale Ausrichtung der EHB zu gestalten.

Beim Vergleich der EHB mit dem deutschen H2Global-Fördermechanismus werden Unterschiede auf mehreren Ebenen deutlich. Zum einen unterscheidet sich das Matching von Angebot und Nachfrage zwischen den beiden Förderprogrammen. Während bei H2Global ein Intermediär die Angebots- und Nachfrageseite über zwei getrennte Auktionen verbindet, müssen sich diese bei der EHB selbst finden. Zum anderen fördert H2Global ausschließlich Projekte, bei denen der Produzent außerhalb der Europäischen Freihandelszone ansässig ist, weshalb innereuropäische Wasserstoffabnahmeverträge nur über die EHB gefördert werden können.

Ein weiterer Unterschied zeigt sich in der Bereitstellung von Fördergeldern. Die EHB erhält ihre finanziellen Mittel aus dem Innovation-Fund der EU und schöpft diese bei jeder Auktion vollständig aus, während die Mittel bei H2Global durch die aktuelle Ausgestaltung teilweise in den Bundeshaushalt zurückfließen und somit für die weitere Förderung verloren gehen. Zudem werden bei H2Global aktuell nur Wasserstoffderivate (Ammoniak, Methanol, e-Kerosin) gefördert, bei der EHB jedoch ausschließlich reiner Wasserstoff.

Die erste Pilotauktion der EHB ist für den Herbst 2023 geplant und wird ein Fördervolumen von 800 Millionen Euro umfassen. Für Energieversorgungsunternehmen bietet die Plattform eine Chance, in die klimaneutrale Wasserstoffwirtschaft einzusteigen oder ihre Position weiter auszubauen.

BET und die E.ON Hydrogen GmbH haben gemeinsam ein Impulspapier zur Weiterentwicklung des H2Global-Fördermechanismus verfasst. Viele unserer Vorschläge überschneiden sich mit der Ausgestaltung und den angewendeten Mechanismen der EHB.

Weitere Informationen hier:  Impulspapier
 


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