Abbildung 1: Gaspreis NCG Spot
Wo liegen die Preistreiber?
Heute sieht die Situation etwas anders aus. Oder doch nicht ganz? Auch der letzte Winter sorgte hierzulande für eine außergewöhnliche kalte und lange Heizperiode. Hinzu kamen stark steigende CO2-Preise, die für einen Fuel-Switch im Kraftwerkssektor von Kohle zu Gas sorgten und hier zusätzlich die Nachfrage ankurbelten. Als Folge zogen die Gaspreise bereits leicht an. Außerdem leerten sich die zu Beginn des vergangenen Winters noch gut gefüllten Gasspeicher immer weiter. Außergewöhnliche Preissituationen waren aber noch nicht zu beobachten. Diese stellten sich erst ein, als es auch im Sommer zu verschiedenen Engpässen auf der Angebotsseite kam. So haben Wartungsarbeiten an verschiedenen Importleitungen (z. B. aus Norwegen und Russland) das Angebot reduziert. Auch das Spannungsfeld rund um die Fertigstellung von Nord Stream 2 und den Transit über die Ukraine für den Import von russischem Gas sorgten für zusätzliche Unsicherheiten über zu erwartende Gasliefermengen. Nicht zuletzt trieb die hohe asiatische Nachfrage den LNG-Preis in die Höhe, ebenfalls mit Auswirkungen auf den europäischen Markt.
All diese Faktoren und Unsicherheiten bewirken vor dem Hintergrund der vergleichsweise niedrigen Gasspeicherfüllstände einen Anstieg des Gaspreises. Außerdem sorgen sie für ein Marktumfeld, welches sehr anfällig für große Preissprünge ist.
Abbildung 2: Füllstände der deutschen Gasspeicher
Wie geht es weiter?
Kurzfristig zeichnet sich derzeit noch keine Erholung der Preisralley an den Märkten ab. So wird der Winter 2021/22 aktuell zu Preisen von ca. 70 €/MWh gehandelt in der Erwartung, dass die leeren Gasspeicher vor dem Winter nicht wieder auf das gewohnte Niveau gefüllt werden können. Dennoch gehen die Marktteilnehmer langfristig wieder von deutlich gemäßigteren Gaspreisen aus. Die aktuellen Notierungen der Frontjahre gehen von ca. 40 €/MWh für 2022 bis auf ca. 20 €/MWh für 2024 zurück. Dahinter steckt auch die Erwartung der Händler, dass mittelfristig erste Gasmengen über Nord Stream 2 fließen werden und sich die Knappheitssituation damit wieder etwas entspannen wird. Bis dahin bleiben Unsicherheiten jedoch bestehen und somit auch der Druck auf die Preise erhalten.
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