Wie die Schweizer Energieministerin Simonetta Sommaruga mitteilte, habe sich die Mehrheit der Schweizer für eine vollständige Marktöffnung ausgesprochen, so dass auch der Bundesrat an diesem Vorhaben festhalten will.
Ich denke, dieser Schritt ist mehr als überfällig und wird dem Schweizer Verbraucher Möglichkeiten eröffnen, die er beispielsweise vom Mobilfunk schon lange kennt. Mit Blick auf die Energiestrategie 2050, die viele Maßnahmen beinhaltet und u.a. auch den Ausstieg aus der Kernenergie vorsieht, geht es ja nicht nur um eine Erweiterung der Auswahl von Stromprodukten, sondern darum, dass auch jeder Bürger von diesem Wahlrecht überhaupt Gebrauch machen kann. Bisher konnte „Oma Heidi“ mit ihrem Jahresverbrauch von 2.500 kWh nämlich weder einen preiswerteren Lieferanten wählen, noch konnte sie beeinflussen, aus welchem Erzeugungsmix ihr Strom kommt.
Diese Wahl haben in der Schweiz aktuell tatsächlich nur Verbraucher mit einem Stromverbrauch von > 100.000 kWh, eigentlich unvorstellbar. Neben der Möglichkeit Geld zu sparen werden die Schweizer Haushaltskunden künftig ihre Tarife also auch nach der Herkunft des Stroms auswählen und ihrem Bewusstsein für Umwelt und Ökologie somit ein Gewicht verschaffen, wenn sie dies wollen. Die Regierung unterstützt zudem weiterhin die erneuerbare Energien in den kommenden Jahren mit 215 Millionen Franken Förderung.
Man kann gespannt sein, wie schnell die Marktöffnung nun umgesetzt wird und die Erneuerbaren auch in der Schweiz weiter an Fahrt aufnehmen. Die traditionelle Wasserkraft konnte vor kurzem noch einen Erfolg verbuchen, da die Anlagenbetreiber künftig bei Konzessionserneuerungen weniger Umweltmaßnahmen ergreifen müssen als bisher. Das hatte der Nationalrat Ende September 2019 noch entschieden.
Aber ob Ökostrom oder Graumix, bei dem derzeitigen Preisniveau für Strom in der Schweiz können wir ohnehin nur staunen: Anfang September wurden die Stromtarife für das kommende Jahr veröffentlicht. Hiernach zahlt ein typischer Schweizer Haushalt mit einem Verbrauch von 4.500 kWh im kommenden Jahr 20,7 Rappen pro Kilowattstunde (derzeit sind 100,00 Euro = 108,47 Schweizer Franken). Wenn die Liberalisierung in der Schweiz auf diesem Niveau startet, ist das eine gute Nachricht für den Schweizer Bürger.