24.04.2023 | Webmagazin 2023/02 Klimaneutraler Strom für Stadtwerke - Welche Rolle spielen (lokale) PPA?

Wie finden Anlagenbetreiber und Stadtwerke zusammen? Jörg Ottersbach | Maximilian Sondermann
joerg.ottersbach@bet-energie.de

Die Anfragen bei vielen EVU häufen sich: Viele EEG-Anlagenbetreiber, die eine lokale Vermarktung des Stromes nach Auslauf der EEG-Förderdauer oder außerhalb des EEG-Regimes anstreben, suchen alternative Vermarktungsmöglichkeiten. Grundsätzlich stoßen diese bei EVU mit dem Ziel der Klimaneutralität und somit auf der Suche nach hochwertigem und preisstabilem Strom aus erneuerbaren Energien auf Interesse. Langfristige Stromverträge in Form von PPA sind dann der gangbare Weg für beide Seiten. Was zunächst immer wie eine Win-Win-Situation aussieht, entpuppt sich beim näheren Hinsehen oft als Vorhaben mit größeren Herausforderungen, die es zu meistern gilt.

Bedeutung von PPA bei Stromvermarktung nimmt zu

Ist ein Repowering einer Windenergieanlage nicht möglich oder ist der Betreiber einer PV-Anlage an einem vom Strommarkt unabhängigen Preis oberhalb der in der Ausschreibungen errungenen EEG-Vergütung interessiert, ist der Abschluss eines PPA das Mittel der Wahl. Während im Bereich der ausgeförderten Anlagen ab dem Jahr 2021 aber auch besonders im Kontext der Marktverwerfungen zuletzt auch kurzfristigere Laufzeiten im Markt erkennbar waren, werden gerade bei neuen Projekten häufig eher langfristige Laufzeiten angestrebt, um höchstmögliche Planungssicherheit zu haben und die Finanzierung sicherzustellen. Ein Blick in das BMWK-Papier „Eckpunkte einer Windenergie-an-Land-Strategie“ sowie hinsichtlich des angestoßenen Diskussionsprozesses „Plattform klimaneutrales Stromsystem“ belegt die Bestrebungen der Politik, den Abschluss von PPA als (weitere) Finanzierungsquelle für neue EE-Anlagen neben der bestehenden EEG-Förderung zu etablieren, sodass die Bedeutung für PPA für Anlagenbetreiber zunehmen wird.

Dem gegenüber stehen Stadtwerke, aber auch Industrie- und Gewerbekunden mit dem Ziel einer langfristig preisstabilen und „grünen” Strombeschaffung. Stadtwerken und Energieversorgern fällt dabei als Bindeglied zwischen Endkunden und Anlagenbetreibern eine herausragende Bedeutung zu. 

Ermittlung des „fairen“ Wertes als Bewertungsbasis für PPA

Die Art und Weise der Gestaltung eines PPA ist bisher wenig standardisiert und bietet vielfältige Möglichkeiten der Ausgestaltung: Von fixen bis zu indizierten Preisen, von einer Lieferung nach „Können-und-Vermögen“ („Pay-as-produced“), bis zu einer garantierten Base-Lieferung – vieles ist möglich und je nach Fall zu bewerten.

Ein Benchmark für den Abschluss eines PPA kann aus Anbieter wie Offtaker Perspektive der sogenannte „fair Value“ sein, welcher bestehende Risiken beim Abschluss eines PPA idealerweise zwischen den Vertragsparteien allokiert. Ausgangsgrundlage für die Ableitung des „fair Value“ können Marktwertprojektionen erneuerbarer Stromerzeugung für verschiedene Entwicklungsszenarien bilden, wie sie BET über das fundamentale Strommarktmodell „EuroMod“ und die BET Energiemarktszenarien anbietet. Dagegen besteht eine große Herausforderung in der Abschätzung der weiteren Risiken, welche sich bei einer unbesicherten „Pay-as-produced“-Lieferung ergeben bzw. deren individuelle Ermittlung. Zu nennen sind hier Mengen- und Preisrisiken, Kontrahentenrisiken und auch Hedgingrisiken, welche sich durch die meist längeren Lieferzeiträume ergeben, die über die Zeitspanne liquide gehandelter Terminmarktprodukte hinaus gehen.

Anforderung an Bilanzkreisführung
Aus Sicht des EVU stellt die operativ größte Herausforderung die Integration der fluktuierenden, unbesicherten Mengen in das bestehende Portfolio dar. Liegt die Bilanzkreisführung beim EVU selbst, sind die damit verbundenen Mengen- und Preisrisiken über die gesamte Vertragslaufzeit zu bewerten. Liegt die Bilanzkreisführung in den Händen eines Vorlieferanten, wie es bei vielen mittelgroßen und kleineren Stadtwerken häufig der Fall ist, ist dieser Vorlieferant zwingend mit einzubeziehen. Dieser verfügt über die größeren Portfolien, um entsprechende Risiken abzufedern, ist aber nicht verpflichtet, dies zu tun. Die Praxis zeigt, dass viele laufende Projekte leider gerade an genau diesem Punkt scheitern. Ein möglicher Ausweg kann über Aggregatoren und Direktvermarkter führen, welche als Intermediär die Risken aufnehmen und zum einem dem Stadtwerk ein planbares und gesichertes Produkt und dem Anlagenbetreibenden eine planbare Vergütung ermöglichen.

BET als Ansprechparter für Anlagenbetreiber und EVU

In der Beratungspraxis steht BET sowohl Anlagenbetreibern als auch möglichen Beziehern von PPA für die oben genannten Fragestellungen zur Verfügung. Neben der Durchführung von Workshops oder der operativen Unterstützung zur Beschaffung bzw. Vermarktung und Gestaltung von PPA bietet BET über das eigene Strommarktmodel vielfältige Möglichkeiten der anbieterunabhängigen und neutralen Unterstützung für Anlagenbetreibende und EVU.

Weitere Informationen:
Energiemarktszenarien und Modelle
Klimaschonende Erzeugungskonzepte


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