28.04.2022 | Webmagazin 2022/02 Koalitionsvertrag und steigende Energiepreise, wie sieht unsere zukünftige Wärmeversorgung aus?

Die Wärmepumpe als Alternative zu konventionellen Heizungstechnologien Andreas Blumberg | Jörg Ottersbach
andreas.blumberg@bet-energie.de

Laut Beschluss der Ampel-Koalition soll ab 2024 jede neu eingebaute Heizung auf Basis von mindestens 65 % erneuerbarer Energien betrieben werden, wodurch ein Einbau konventioneller Öl- oder Gasheizungen praktisch verboten wird. Neben ökologischen sind auch wirtschaftliche Aspekte entscheidend beim Einbau neuer Wärmetechnologien. Das von BET entwickelte Tool „KuTeK“ (Kunden-Technologie-Kombination) ermöglicht es, unterschiedliche Wärmeerzeugungstechnologien für verschiedene Anwendungsfälle und Gebäudetypen unter diesen Aspekten zu vergleichen.

Ab 2024 keine fossilen Heizungen mehr
Es ist nur ein Satz in dem Ende November letzten Jahres vorgestellten Koalitionsvertrag, jedoch werden die Auswirkungen auf die zukünftige Wärmeversorung in Deutschland immens sein: Zum 1. Januar 2025 soll jede neu eingebaute Heizung auf der Basis von 65 Prozent erneuerbarer Energien betrieben werden. Als Reaktion auf die steigenden Energiepreise wurde die Vorgabe im Koalitionsausschuss nun sogar auf den 1. Januar 2024 festgeschrieben. Der Einbau konventioneller fossiler Heiztechniken wie beispielsweise Öl- oder Gasheizungen wird somit faktisch ab 2024 verboten sein. Diese Regelung soll sowohl für Neu- als auch Bestandsgebäude gelten. Hinzu kommt eine geplante Umlagenbefreiung für den Stromverbrauch effizienter Wärmepumpen im Zuge des Osterpakets, was zu einer Ersparnis von etwa 4 bis 5 ct/kWh (inkl. Wegfall der EEG-Umlage, welche für alle Stromkunden gilt) zu aktuellen Strompreisen führen wird.

Schlägt nun die Zeit der Wärmepumpe?
Wie beeinflusst dies die Wahl der Verbraucher beim Einbau eines neuen Heizungssystems? Im vergangenen Jahr lag der Anteil der Wärmepumpe bei Neubauten erstmals bei über 50 %. Während bei Neubauten die Wärmepumpe somit bereits heute eine zentrale Rolle spielt, ist der Einbau dieser Heizungstechnologie bei Bestandgebäuden in der Regel mit energetischen Sanierungsmaßnahmen und Austausch der Heizkörper verbunden. Zwar fördert der Staat mit bis zu 45 % der Gesamtkosten bereits heute stark den Umstieg auf die Wärmepumpe, jedoch entscheiden sich viele Gebäudebesitzer von Bestandsgebäuden vor allem aufgrund wirtschaftlicher Aspekte nach wie vor für konventionelle Heizungstechnologien. Inbesondere in urbanen Ballungszentren gibt es einen hohen Anteil alter Bestandsgebäude, die nur mit viel Aufwand saniert werden können. Hier wird die Versorgung mit klimafreundlicher Fernwärme zukünftig immer mehr an Bedeutung gewinnen. In Bereichen, in denen eine Versorgung mit Fern- oder Nahwärme nicht möglich sein wird, stellt die Wärmepumpe eine Alternative zur Holzpelletheizung dar und erweist sich auch wirtschaftlich oftmals als eine ernstzunehmende Lösung. 

BET-Tool ermöglicht Bewertung unterschiedlicher Kombinationen von Erzeugern und Gebäudetypen
Die Ergebnisse eines von BET entwickelten Tools untermauern diese Entwicklung und zeigen zum Teil deutliche wirtschaftliche Vorteile der Wärmepumpe in Neubauten gegenüber konventionellen Heizungstechnologien. Das Tool „KuTeK“ (Kunden-Technologie-Kombination), das bereits in einer Vielzahl von Projekten Anwendung gefunden hat, ermöglicht den ökologischen und ökonomischen Vergleich unterschiedlicher Heizungstechnologien für verschiedene Gebäudetypen und kann dabei auch zukünftige Preisentwicklungen abbilden. Neben der Fernwärme und unterschiedlichen Wärmepumpenausführungen können auch weitere Heizungstechnologien wie beispielsweise eine Holzpelletheizung oder ein Gas-Brennwertkessel in Kombination mit einer Solarthermieanlage abgebildet werden. Grundlage der Berechnungen bilden unter anderem verschiedene von BET entwickelte Szenarien zur Entwicklung der Energiepreise, Investitionskosten und Fördermöglichkeiten der Heizungtechnologien sowie eine technische Parametrierung der einzelnen Technologien. Das Tool kann somit eine Aussage darüber treffen, welche Heizungstechnologie in welchem Gebäude zukünftig wirtschaftliche und ökologische Vorteile aufweist. 

Ableitung von Strategien für lokalen Gas- und Wärmemarkt möglich
EVUs können dadurch bereits heute geeignete Maßnahmen in einem sich stark verändernden Wärmemarkt einleiten. Dabei geht es vor allem um die Bewertung der Attraktivität der Fernwärme und somit u. U. einen notwendigen Wärmenetzausbau oder -neubau, aber auch um die Zukunft des Gasnetzes. Außerdem können die Ergebnisse als Indikation für die Endkunden genutzt werden, um die Wirtschaftlichkeit einzelner Wärmeversorgungstechnologien zu vergleichen und möglichst Sanierungen anzureizen sowie bereits frühzeitig Potenziale für neue Geschäftsfelder wie beispielsweise Wärmepumpen-Tarife oder Wärmepumpen-Contracting zu identifizieren.


Gerne stehen wir Ihnen auch für einen persönlichen Austausch zu diesem Thema auf der E-world am 21. bis 23. Juni 2022 an unserem Stand zur Verfügung.
 


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