Nachhaltige Digitalisierung bedeutet, dass digitale Technologien nicht nur effizient und innovativ sein sollen, sondern auch ökologisch verträglich. Gleichzeitig kann die Digitalisierung ein wesentlicher Baustein sein, wenn es um die Erfüllung nachhaltiger Ziele oder Pflichten geht. Es steht fest, dass digitale Lösungen einen entscheidenden Beitrag im Kontext der Nachhaltigkeit leisten werden.
Digitalisierung und Nachhaltigkeit sind beides wesentliche Treiber, welche auch die Energiewirtschaft stark verändern. Neben praktischen Anwendungsfällen wie beispielsweise die Steuerung flexibler Verbraucher und Integration von dezentralen Erzeugungsanlagen, die für die Energiewende notwendig sind, oder die Umsetzung innovativer Geschäftsmodelle bietet die Digitalisierung enorme Chancen für eine nachhaltige Entwicklung.
Die einzelnen Handlungsfelder können drei Kategorien zugeordnet werden:
- Digitalisierung als Ermöglicher von Energiewendetechnologien
- Digitalisierung zur innerbetrieblichen Emissionsreduktion
- Digitalisierung zur Optimierung der Verwaltung von Nachhaltigkeitsdaten
Digitalisierung als Ermöglicher von Energiewendetechnologien
Das „Gesetz zum Neustart der Digitalisierung der Energiewende“ und die Ausgestaltung des § 14a EnWG sorgen für ein ordentliches Tempo bei der Digitalisierung des Energiesystems. Die Gesetzgebung bildet den Rahmen für die Dezentralisierung des Energiesystems und ist somit ein unverzichtbarer Bestandteil für die Umsetzung der Energiewende. Auf technischer Ebene ist eine umfassende Digitalisierung erforderlich, insbesondere zur Integration flexibler Verbraucher und Erzeuger. Ein wichtiger Schritt in diese Richtung ist der massenhafte Rollout intelligenter Messsysteme. Auch Weiterentwicklungen in den IT-Systemen, bei den Schnittstellen und der Datenqualität sind von großer Bedeutung, um dies zu erreichen.
Die Umsetzung digitaler Zwillinge ist hierbei als wegweisendes Mittel für die Abbildung und Simulation komplexer Systeme im Allgemeinen sowie zur Unterstützung der regionalen Wärme-, Mobilitäts- und Energiewende und zur Identifikation neuer Vertriebspotenziale im engeren Sinne hervorzuheben.
Digitalisierung zur innerbetrieblichen Emissionsreduktion
Die Reduzierung von Emissionen ist ein wichtiges Thema für Unternehmen, die ihre Umweltverträglichkeit verbessern und ihren ökologischen Fußabdruck verringern möchten. Von Energieversorgungsunternehmen wird diesbezüglich die Übernahme einer Vorreiterrolle erwartet. Hierbei gibt es unterschiedliche Maßnahmen, die wesentlichen Beiträge leisten können.
Ein Ausbau des Monitorings und der Steuerung des Energieverbrauches im Gebäude über entsprechende Sensorik und automatisierte intelligente Steuerung ermöglicht eine Senkung des Energiebedarfs. So können Büros gezielter geheizt und beleuchtet werden sowie nicht benötigter Energieverbrauch vorausschauend minimiert werden.
Digitale Lösungen können auch bei der Optimierung der Routenführung für Monteure oder den Einsatz von Streudienst oder Müllabfuhr unterstützen, wobei Messdaten über verknüpfte Sensorik die notwendigen Eingangsdaten liefern. Eine intelligente Personaleinsatzplanung sowie ein nachhaltiges Management von Wartungsmaßnahmen führen zu einer Reduktion nicht notwendiger Wege.
Durch die gezielte Ausprägung von Tools und Softwarelösungen können unternehmensinterne Abläufe digitalisiert werden. Somit wird der Einsatz von Papierressourcen auf ein Minimum reduziert. Gleichzeitig kann die Qualität und Effizienz der Prozesse deutlich gesteigert werden. Hierbei sollten auch externe Schnittstellen bedacht werden, wie beispielsweise zum Kunden über digitale Services.
Dabei darf aber auch nicht vergessen werden, dass durch die zunehmende Digitalisierung auch der Energieverbrauch für die zu betreibenden Informations- und Kommunikationssysteme ansteigt. Der Betrieb von Hard- und Software in Eigenregie (on premise) oder durch Nutzung von SaaS-/Cloud-Anwendungen in hoch effizienten Rechenzentren, darf dabei nicht außer Betracht gelassen werden.
Digitalisierung zur Optimierung der Verwaltung von Nachhaltigkeitsdaten
Die Digitalisierung ermöglicht es, durch objektive Messungen Ursachen zu analysieren und Wege zur Verbesserung einer Situation zu finden. Beispielsweise können Transparenz über die Energie- und Umweltsituation geschaffen werden und Informationen effizient mit verschiedenen Akteuren geteilt werden.
Im Zusammenhang mit ökologischen Anforderungen entstehen allerdings auch vermehrt Vorgaben und Pflichten. Zahlreiche Unternehmen – u. a. im Rahmen der von B E T organisierten Stadtwerke-Initiative Klimawerke – arbeiten bereits an eigenen Treibhausgasbilanzen. Spätestens mit der ausgeweiteten Pflicht zur Nachhaltigkeitsberichtserstattung werden ab dem Jahr 2025 noch deutlich mehr Energieversorger über Emissionen und weitere Nachhaltigkeitsindikatoren berichten müssen. Die damit verbundene Erhebung von Daten läuft momentan i. d. R. manuell und auf Basis von Excel-Listen. Das Ziel muss jedoch darin bestehen, die Datenerhebung stärker zu automatisieren, bspw. über zusätzliche Module in den vorhandenen IT-Systemen, die die Daten in der gewünschten Form extrahieren und aufbereiten. Bisher existieren hierfür jedoch noch zu wenige integrierte Lösungen auf dem Markt.
Fazit
Digitalisierung und Datenmanagement werden bei Energieversorgern zur Energiewende beitragen. Hin zur ganzheitlichen ökologischen Transformation müssen Herausforderungen in allen drei Hauptkategorien angegangen werden. Insgesamt bietet die Digitalisierung enorme Chancen für eine nachhaltige Entwicklung in der Energiewirtschaft. Nicht zu vergessen sind dabei allerdings auch der Kosten- und Personalfaktor: Die Kosten sowie die notwendigen personellen Kapazitäten für die erfolgreiche Digitalisierung eines Unternehmens müssen frühzeitig bedacht und langfristig in einer zukunftsfähigen Digitalisierungsstrategie verankert werden.
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