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20.09.2020 | Webmagazin 2020/04 Quizfrage Netzplanungsgrundsätze

Passen die Netzplanungsgrundsätze von 2015 zum Netz 2025? von Lukas Wammes und Dr. Sören Patzack
soeren.patzack@bet-energie.de

Wie werden Ladeeinrichtungen und Wärmepumpen in der Netzplanung abgebildet? Welche Freiheitsgrade aus dem Werkzeugkasten Smart Grid sind sinnvoll und welche nicht? Und sind die aktuell definierten Standardbetriebsmittel überhaupt die richtigen, um das Netz zukunftssicher zu entwickeln? Zur Beantwortung dieser und ähnlicher Fragestellungen hat jeder Netzbetreiber Netzplanungsgrundsätze dokumentiert, in denen die Leitplanken für die Netzentwicklung definiert sind. Unter den aktuell sehr dynamischen Rahmenbedingungen aus sich ändernder Versorgungsaufgabe, Erhöhung der Netzbelastung und fortschreitender Digitalisierung von Netzplanung und Netzbetrieb ist es erforderlich, kurz innezuhalten: Sind die neuen Herausforderungen in den Netzplanungsgrundsätzen ausreichend berücksichtigt, stellen die Netzplanungsgrundsätze eine nachhaltige Netzentwicklung sicher – bis 2025 und darüber hinaus?

Netzplanungsgrundsätze sind die dokumentierten Leitlinien des Netzbetreibers. Auf ihrer Basis wird die Netzplanung durchgeführt und eine effiziente und nachhaltige Netzentwicklung sicherstellt. Sie decken dabei verschiedene Themenbereiche ab – bspw. die angestrebten Netzstrukturen, die Modellierung der planungsrelevanten Netznutzungsfälle, die Definition der technischen Grenzwerte für Ströme und Spannungen oder die in der Netzplanung zu nutzenden Freiheitsgrade (konventionell und innovativ). In der Branche lassen sich verschiedene Trends zu Anpassungen der Netzplanungsgrundsätze identifizieren.

Beispielhaft sei das Themenfeld der planungsrelevanten Netznutzungsfälle genannt – Gleichzeitigkeiten für neuartige Verbraucher wie Ladeeinrichtungen unterschiedlicher Leistungsklassen, Batteriespeicher oder Wärmepumpen müssen definiert werden. Anstelle einer klassischen Worst-Case-Betrachtung kann eine Zeitreihenrechnung durchgeführt werden, um die Netzbelastung präziser abschätzen zu können – basierend auf verschiedenen Szenarien, damit die Planungsergebnisse eine hohe Robustheit gegenüber der unsicheren zukünftigen Entwicklung aufweisen. Ein weiteres wichtiges Themenfeld ist die Definition der technischen Grenzwerte, die in der Netzentwicklung berücksichtigt werden. Während sich aus technischen Anwendungsregeln (bspw. FNN-AR-N 4105 oder FNN-AR-N 4110) gewisse Vorgaben ergeben, sind Freiheitsgrade bzgl. Spannungs- und Stromgrenzwerte beim Netzbetreiber stets individuell auszugestalten. Hierbei müssen der Ausbringungsgrad an Messtechnik im Netz, die verbauten Betriebsmitteltypen sowie die angestrebten Netzreserven berücksichtigt werden. Weitere Themenfelder wie Freiheitsgrade und Standardbetriebsmittel, Sensorik und Aktorik, Netzstrukturen (Aufbau der Ringe) oder Schutztechnik runden ganzheitliche Netzplanungsgrundsätze ab.

Aufgrund der aktuellen Trends wie der Zunahme an neuen Verbrauchern (Ladeeinrichtungen und Wärmepumpen), der fortschreitenden Digitalisierung von Netzplanung und -betrieb mit neuen Freiheitsgraden im Kontext Smart Grid und der steigenden Auslastung der Bestandsnetze müssen die Netzplanungsgrundsätze kontinuierlich – und nicht zuletzt 2015 – weiterentwickelt werden. Wir unterstützen Sie gerne bei der Dokumentation Ihrer Netzplanungsgrundsätze, zeigen Besonderheiten im Branchenvergleich auf und identifizieren Optimierungspotenziale. Damit das Netz auch 2025 effizient und nachhaltig betrieben wird.


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