29.10.2018 | Webmagazin 2018/03 Steht die Kostendeckung unter Wasser?

WARUM DIE TRINKWASSERPREISE STEIGEN MÜSSTEN Daniel Thies
daniel.thies@bet-energie.de

In ganz Deutschland prüfen die Wasserversorger die Angemessenheit der Trinkwasserpreise. Die Ursachen dafür liegen in den veränderten Rahmenbedingungen, auf welche die Versorger nur wenig Einfluss haben. Wird die Wasserversorgung zunehmend zum Verlustgeschäft? Tatsächlich sind die meisten Marktakteure betroffen.

 Zunächst hat das veränderte Verbraucherverhalten der Bevölkerung in den letzten Jahrzehnten deutschlandweit zu einem starken Rückgang des Wassergebrauchs geführt – sei es durch den Einsatz wassersparender Haushaltsgeräte oder durch veränderte Prozesse und vermehrte Eigenförderung in der Industrie. Der BDEW schätzt hierzu in seinem Bericht „Branchenbild der deutschen Wasserwirtschaft“ aus dem Jahr 2015 einen entsprechenden Rückgang des personenbezogenen Wassergebrauchs in Deutschland von rd. 16% im Zeitraum von 1990 bis 2015. Diese stark rückläufige Entwicklung des Pro-Kopf-Gebrauchs führt bei so gut wie allen Wasserversorgern zu geringeren Umsatzerlösen, da die Preise sehr stark mengenabhängig sind und der Anteil der Grundpreise tendenziell gering ist.

Als weiteres Problem kommt der demographische Wandel hinzu. Insbesondere in ländlicheren Regionen müssen die Infrastrukturkosten infolge des Bevölkerungsrückgangs von immer weniger Kunden getragen werden. Demgegenüber steht die Bevölkerungszunahme in Ballungszentren und Metropolen, die wiederum Investitionen für den Ausbau der Infrastruktur erfordert. Beide Trends setzen die Kostendeckung der Wasserversorgung unter Druck. Wie entwickelt sich die Bevölkerung in Ihrem Versorgungsgebiet?

Schließlich wirft der Klimawandel seine Schatten voraus und führt zu neuen, paradoxen Problemen. Beispielsweise lassen länger andauernde Trockenperioden, wie im vergangenen Sommer, vermuten, dass der Spitzenbedarf an Trinkwasser bezüglich Höhe und Dauer nicht abnehmen, sondern sogar noch zunehmen könnte. Dies widerspricht wiederum der naheliegenden Lösungsmöglichkeit für das bereits bekannte universelle Phänomen des geringeren Wassergebrauchs – der Verkleinerung der Anlagen. Unter der Annahme häufigerer Dürren müssten die Versorger die notwendige Infrastruktur zumindest unverändert vorhalten, wenn nicht gar ausbauen.

Die genannten Einflüsse treffen auf hohe Fixkosten, die in der Wasserwirtschaft üblich sind, und führen zu oft erheblichen Problemen in der Kostendeckung. Bereits heute müssen vielerorts die Infrastrukturkosten der Wasserversorgung von anderen Geschäftsbereichen getragen werden. Die Anhebung der Trinkwasserpreise ist zwar nicht gern gesehen, aber doch rechtlich vertretbar – und oft das einzig verbleibende Mittel, um die Verschärfung des Verlustgeschäftes in der Sparte Wasser noch aufhalten zu können.

Rechnen Sie mit uns. >  und > Oliver Radtke


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