20.09.2021 | Webmagazin 2021/04 Weiterentwicklung des Smart-Meter-Gateways

Zwischen Eckpunkten und Marktanalyse Dr. Sören Patzack und Dr. Peter Zink
soeren.patzack@bet-energie.de

Das zukünftige, intelligente und hochflexible Energiesystem wird nur dann effektiv und effizient funktionieren, wenn die beteiligten Akteure und Anlagen untereinander sicher vernetzt werden. Ein zentraler Baustein dieses Energiesystems wird das Smart-Meter-Gateway (SMGW) als Teil eines intelligenten Messsystems sein, das als dezentrale und sichere Kommunikationsplattform verschiedenen Akteuren wie Endkunden, Netzbetreibern, Lieferanten oder Direktvermarktern für die Übertragung von Mess- und Steuerdaten zur Verfügung steht.

Die initial zum Rollout freigegebenen intelligenten Messsysteme umfassten mit vier sogenannten Tarifanwendungsfällen (TAF) bereits Grundfunktionalitäten im Bereich der Messwerterfassung und Tarifierung, die mit den aktuellen Rezertifizierungen um weitere Funktionen wie bspw. den Abruf der Ist-Einspeisung bei Erzeugungsanlagen (TAF 9), der Übertragung von Netzzustandsdaten (TAF 10) oder der Bereitstellung von hochfrequenten Messdaten für Mehrwertdienste (TAF 14) erweitert wurden.

Wohin geht jedoch die Digitalisierungs-Reise? Wie können weitere Potenziale gehoben werden? Was sind die nächsten zu erwartenden Anwendungsfälle und wie sieht der Weg dorthin aus?
Wir haben aktuelle Aktivitäten im Folgenden kompakt zusammengestellt:

Die Grundsatzentscheidungen und Leitplanken zur Weiterentwicklung der SMGW-Infrastruktur sind in den technischen Eckpunkten beschrieben, die im Mai 2021 veröffentlicht wurden. In fünf Themenfeldern sollen auf Basis der bereits zertifizierten Gerätetechnik (das heißt: keine Hardwareänderungen) neue Mehrwerte geschaffen werden: Fernsteuerung von Anlagen, Weiterentwicklung von Metering (bspw. dynamische Tarife), WAN-Anbindung von Anlagen, Submetering über Messwertsammlung und Anbindung von Ladeinfrastruktur.

  • Die technischen Eckpunkte wurden über das sogenannte Stufenmodell konkretisiert, das die zukünftige Systemarchitektur skizziert und mit Definition weiterer Komponenten, wie z. B. Steuereinheiten oder Submetereinheiten, konkrete Umsetzungen von Anwendungen über sogenannte Systemanwendungsfälle und Funktionsbausteine beschreibt. Die aktuelle Version wurde im Juni 2021 veröffentlicht – sie wird aktuell auf Basis des Branchenfeedbacks überarbeitet und im September 2021 aktualisiert.
  • Neue Funktionen und Anwendungsfälle für SMGW und Komponenten erfordern selbstverständlich Anpassungen in den technischen Richtlinien des BSI. Diese müssen überarbeitet werden, um die im Stufenmodell beschriebenen Inhalte umzusetzen. Überarbeitete wesentliche Weiterentwicklungen der technischen Richtlinien werden anschließend im Ausschuss Gateway-Standardisierung behandelt.
  • Die wichtigste Zielsetzung ist natürlich die Rolloutfreigabe des SMGW für weitere Anwendungsfälle und Einbaugruppen auf Basis weiterentwickelter Funktionalitäten.
    Hierzu ist Anfang 2022 mit der nächsten Marktanalyse zu rechnen, bei der zunächst die oben genannten Rezertifizierungen im Mittelpunkt stehen werden, während in weiteren Marktanalysen sukzessive die Funktionalitäten des Stufenmodells, wie z. B. Steueranwendungen, folgen werden.

Kurz gesagt: Für einen kompakten Überblick auf höherer Flugebene über die zukünftige Weiterentwicklung des Smart-Meter-Gateways genügt ein Blick in die technischen Eckpunkte
– der detailverliebte Techniker sieht sich im fast 200 Seiten fassenden Stufenmodell und den technischen Richtlinien jedoch besser aufgehoben. Wir unterstützen das BSI und BMWi bei der Weiterentwicklung des technischen und regulatorischen Rahmens – und stehen als Diskussionspartner auf jeglicher Flughöhe natürlich gerne zur Verfügung.


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