Anna, stell dich doch bitte kurz vor: Wo liegen deine Wurzeln?
Aufgewachsen und zur Schule gegangen bin ich in Tübingen. Mein Psychologiestudium absolvierte ich an der LMU in München, wo ich auch promovierte und meinen Berufseinstieg fand, bevor ich umzog nach Leipzig: meine heutige Heimatstadt, in der ich seit mehr als zehn Jahren familiär verwurzelt bin. Schon während meiner Studienzeit hat mich sehr beschäftigt, wie der Mensch in seiner Entwicklung und seinem Verhalten von seiner Umwelt geprägt wird und inwiefern ein Individuum in der Lage ist, seine Umwelt zu verändern. Meine fachlichen Wurzeln ranken sich daher bis heute rund um das Thema „Menschen und Organisationen im Wandel“.
Das klingt spannend – Möchtest du uns verraten, welche Erfahrungen und Einflüsse aus deinem Umfeld dich selbst bis heute geprägt haben?
Gerne: mein Verständnis von Führung und Beratung wurde zunächst durch meine zehn Jahre in der Automobilindustrie geprägt – insbesondere was Strategieumsetzung, Personalarbeit sowie Lean Management und Operational Excellence angeht. Im Anschluss konnte ich als freiberufliche Beraterin und in den darauffolgenden fünf Jahren als Führungskraft in der Energiewirtschaft umfassende Erfahrungen im agilen Arbeiten und in der Digitalen Transformation sammeln. Als Partnerin bei BET gilt heute mein besonderes Interesse dem Klimawandel sowie dem Digitalen Wandel - und damit verbunden auch allen Herausforderungen, die sich daraus für die Organisationsentwicklung ergeben.
Bevor wir zu den Themen Klima und Digitalisierung kommen: Auch „Operational Excellence“ ist für Energieversorger ein zentrales Thema. Lassen sich hier Erfahrung übertragen, die Du aus Deiner Zeit in der Automobilindustrie mitbringst?
Ja, das glaube ich schon: Vor allem die Zeit im Werk hat mein Verständnis von Operational Excellence stark beeinflusst. Vor Ort am Band haben mir meine Mitarbeitenden gezeigt, was es bedeutet, methodisch professionell und kennzahlenbasiert kontinuierliche Verbesserung („Kaizen“) zu betreiben. Auf Führungsebene nahm ich an Audits zur „Operational Excellence“ des Werks teil. Aber erst nachdem ich selbst Coaching-Gespräche mit meinen Meistern auf Basis der Toyota-Verbesserungskata geführt hatte, habe ich so richtig verstanden, welchen Einfluss Führung auf die Lern- und Verbesserungskultur einer Organisation und auf „Operational Excellence“ hat.
Früher dachte ich: Lean Management dient dazu, die Produktivität zu steigern, Gewinne zu maximieren und Mitarbeiter zu entlassen. Heute weiß ich: Ein System ist „lean“ und „exzellent“, wenn es eine Lern- und Verbesserungskultur gibt, in der alle Mitarbeitenden ihr Potenzial einbringen können, um die Wertschöpfung für den Kunden zu maximieren. So wird genug erwirtschaftet, damit alle ein „gutes Auskommen“ haben und das Unternehmen zugleich seiner gesellschaftlichen Verantwortung gerecht werden kann. Aus meiner Sicht ist es daher auch für EVU von zentraler Bedeutung, die eigene Lern- und Verbesserungskultur beim Streben nach Operational Excellence in den Blick zu nehmen.
BET gestaltet als Vordenker die Energiewelt von morgen und unterstützt die Kunden bei der Transformation in eine digitale, dezentrale und dekarbonisierte Zukunft. Was möchtest du dazu beitragen?
Als Partnerbereich Organisationsentwicklung haben wir uns das Ziel gesetzt, die Wandlungsfähigkeit unserer Kunden für den erfolgreichen Übergang in die Energiewelt von morgen zu stärken. Die Wirksamkeit unserer Beratung wird sich auch darin zeigen, wie viele Mitarbeitende den Wandel von innen heraus mitgestalten können und wollen. Letztlich geht es für uns also darum, gemeinsam mit unseren Kunden heute die Weichen für morgen richtig zu stellen und Veränderungen auf den Weg zu bringen – und zwar mit ethischem Weitblick: für eine menschengerechte Arbeitswelt und lebenswerte Umwelt.
Außerdem bin ich davon überzeugt, dass eine professionelle Organisationsentwicklung die Umsetzungsstärke und Wirkkraft von energiewirtschaftlichen Strategie-, Planungs- und Veränderungsprojekten generell steigern kann. Bereits jetzt bin ich beeindruckt, wie gut bei BET die projektbezogene, flexible und vor allem selbstorganisierte Vernetzung von internen und externen Kompetenzen gelingt. Als Partnerin für Organisationsentwicklung möchte ich mich hierbei intensiv mit einbringen, um unsere interdisziplinären Projektteams jederzeit passend fachlich zu besetzen: Je nach Kundenherausforderungen bilden wir einen maßgeschneiderten Mix an Expertisen aus Energiewirtschaft, IT, Technik, Recht, Politik sowie Unternehmens- und Organisationsentwicklung.
Du sprichst von „Wandlungsfähigkeit“ und „Wirkkraft“ - Welche Beratungsleistungen können unsere Kund*innen von deinem Partnerbereich erwarten?
Eine wichtige Frage für Unternehmen im Energiesektor heute ist: „Wie können wir neue, diversifizierte, dekarbonisierte, digitale Geschäftsmodelle finanziell, (IT-)technisch, personell, strukturell und prozessual erfolgreich auf die Straße bringen?“. Eine andere brennende Frage ist nach den Krisenerfahrungen der vergangenen Jahre: „Was können wir tun, wenn die Veränderungsdynamik im Außen größer ist, als die Wandlungsfähigkeit im Inneren unserer Organisation?“ – und spätestens mit dem Gesetz zum Neustart der Digitalisierung der Energiewende (GNDEW) drängt die Frage: „Wie können wir als Organisation die digitale, agile Transformation erfolgreich meistern?“
Für solch komplexe Herausforderungen wollen wir auch die Expertise aus dem Partnerbereich Organisationsentwicklung in unsere Kundenprojekte passgenau mit einbringen. Dazu bauen wir zwei Kompetenzteams aus: Im ersten Team „Organisation und Prozesse“ geht es um Organisationsanalysen und -design, um die Optimierung von Geschäftsprozessen, um das „Betriebsmodell“ eines Unternehmens insgesamt. Das zweite Team „Personal, Kultur und Veränderung“ erarbeitet Lösungen rund um Personalstrategie, Personalbedarfsplanung, Changemanagement und Transformation, neue Arbeitsweisen, Kulturentwicklung und Führung.
Danke für diesen umfassenden Einblick! Nur noch eine letzte Frage: Wenn du nicht mit der Arbeit beschäftigt bist, wo findet man dich dann?
Als ehemalige Leistungsschwimmerin findet man mich häufig im Wasser und sobald es die Temperaturen zulassen, am liebsten in einem der vielen schönen Leipziger Seen. Oder ich bin draußen im Garten beim Gemüse züchten und Blumen pflanzen. Musikfans treffen meine Familie und mich auch gerne mal auf einem Heavy Metal Festival oder – wenn es etwas ruhiger zugehen soll – auch bei einem klassischen Konzert im Leipziger Gewandhaus.