13.12.2023 | Webmagazin 2023/05 Digitalisierung der Energiewende – wichtige regulatorische Leitplanken für 2024 wurden gesetzt

Ulrich Rosen | Partner | Digitalisierung
ulrich.rosen @bet-energie.de

Im Jahr 2023 hat der Gesetzgeber wichtige Weichen für die Digitalisierung der (Strom-)Netze gestellt. Mit dem am 27.05.2023 in Kraft getretenen Gesetz zum Neustart der Digitalisierung der Energiewende (GNDEW) kann der Rollout intelligenter Messsysteme nun endlich Fahrt aufnehmen. Wesentliche Neuerungen im GNDEW waren die Beteiligung des Netzbetreibers an den Preisobergrenzen (POG) sowie die Verpflichtung des Messstellenbetreibers, nun auch die Steuerbarkeit von Erzeugungsanlagen und Verbrauchseinrichtungen sicherzustellen. 

Kurz vor Jahresende hat die Bundesnetzagentur (BNetzA) dann auch die lange erwartete Festlegung zur Integration von steuerbaren Verbrauchseinrichtungen und steuerbaren Netzanschlüssen nach § 14a Energiewirtschaftsgesetz (§ 14a EnWG) veröffentlicht, die zum 01.01.2024 in Kraft treten wird und die schnelle Integration insbesondere von Wärmepumpen und Ladeeinrichtungen sicherstellen soll. 

Zusammen mit den zum 01.10.2023 operativ gestarteten Marktkommunikationsprozessen zur Bestellung von Mess- und Steuerprodukten (Universalbestellprozess) sind damit die Voraussetzungen für eine massengeschäftstaugliche Digitalisierung der (Strom-)Netze und Kundenanlagen unter Einsatz von Smart-Meter-Gateways (SMGW) sowie damit verbundenen Steuereinrichtungen und Mehrwertkonnektoren geschaffen.

Mit Blick auf das Jahr 2024 sind nicht nur Messstellenbetreiber, sondern auch Netzbetreiber und Lieferanten gefordert, die vielfältigen Anforderungen aus den gesetzlichen Novellierungen mit der richtigen Priorisierung und in den vorgegebenen Fristen umzusetzen. Dazu gehören auch die Erhebung und Qualitätssicherung von zusätzlichen Stamm- und Bewegungsdaten, die Einführung neuer und die Digitalisierung bestehender Prozesse sowie die Erweiterung oder Beschaffung von Softwarelösungen für Netzanschlussportale, digitale Netzzwillinge oder CLS-Management.

Es reicht jedoch nicht aus, nur das Pflichtprogramm zu bedienen. Da nach Einschätzung von BET bis 2030 etwa 20 Millionen SMGWs und damit bei ca. 30 % aller Netzanschlüsse in den Niederspannungsnetzen einzubauen sind, kann und sollte diese cybersichere Kommunikationsplattform auch für innovative Energiedienstleistungen genutzt werden. 

Neuere Marktteilnehmer wie Enpal oder 1KOMMA5° bringen nicht nur PV-Anlage, Batteriespeicher, Wallbox und/oder Wärmepumpe ins Haus, sondern liefern auch Strom zu dynamischen Tarifen und installieren als wettbewerblicher Messstellenbetreiber die Mess-, Steuerungs- und Energiemanagementtechnik. Hier müssen sich Energieversorger schnell positionieren und Bündelprodukte entwickeln, um in diesem Wachstumsmarkt mit Schnelligkeit, Kompetenz und lokaler Wertschöpfung bestehende Kundenbeziehungen auszubauen und neue Marktsegmente zu erschließen.


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