Organisation der Zukunft
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Netzplanung als der digitale Zwilling der Infrastruktur


In der Netzplanung wird in Zukunft ein möglichst repräsentatives Abbild des realen Netzes hergestellt. Technische Stamm- und Topologiedaten sowie reale Messwerte sind die Basis dazu. Ein „digitaler Zwilling“ des Niederspannungsnetzes wird in den kommenden 10 Jahren zwar noch nicht flächendeckend, aber im überwiegenden Anteil der Niederspannungsnetze verfügbar sein.  ​

Die Versorgungsaufgabe befindet sich im Wandel. Neben der steigenden dezentralen Erzeugung ist die zunehmende Anzahl neuer Verbraucher ein wesentlicher Veränderungstreiber. Ladeinfrastruktur, Wärmepumpen oder zukünftige Batteriespeicher führen schon heute und bei einer zukünftigen Teilnahme an Flexibilitätsmärkten verstärkt zu einer veränderten Netzbelastung. Neben diesen externen Treibern wird der demographische Wandel die Netzbetreiber vor Herausforderungen stellen: Bis Mitte des Jahrzehnts wird bis zu 30 % der heutigen Belegschaft verrentet. Der organisatorische Anpassungsbedarf ist damit vorprogrammiert. Ob abteilungsübergreifendes Denken oder die Implementierung agiler Prozesse: In den Planungsfunktionen wird das vernetzte Problemlösen aufgrund komplexer technischer Fragestellungen zum Standard werden. ​

Im Expertengespräch wurde die netztechnische Vision „Jeder Kunde soll die Möglichkeit haben, ein E-Auto zu fahren!“ formuliert. Sie zeigt, dass die Erfüllung von Kundenerwartungen im EVU 2030 nicht nur für die Vertriebe ein zentrales Anliegen ist. Netzmaßnahmen – konventioneller oder intelligenter Art – sind zwangsläufig erforderlich. Mit intelligenten Netzbetriebsmitteln, einer erhöhten Datenverfügbarkeit und dem Rollout intelligenter Messsysteme sind neue Lösungsoptionen verfügbar. Die umfassende Digitalisierung macht die Kommunikation im Netz und die Automatisierung der Prozesse möglich. Eine vollautomatisierte Netzanschlussbewertung wird in wenigen Jahren zum Branchenstandard gehören. Die Kundenfreundlichkeit nimmt zu.

 

Die Netzplanung steht im Jahr 2030 für hoch automatisierte Werkzeuge mit einer breiten Datenbasis, Big Data Analysen und eine enge Verzahnung mit der Netzführung.


 

Zitate

Das sagen die Expert*innen

Thomas Klein
Geschäftsführer,
Stadtwerke Völklingen Netz GmbH

„Von der Förderung zur Forderung: Aus der EEG-Förderung wird eine Forderung werden. Die Netzplanung wird stärker gefordert sein denn je, um die Quoten für den Ausbau erfüllen zu können.“ 

Florian Schnipkoweit
Leiter Erlös- und Assetmanagement,
SWO Netze GmbH

„Die Dynamik von politischen Entscheidungen ist größer geworden und nimmt immer mehr Einfluss auf die Netzbetreiber. Langfristige Planungen sind nur dann von Nutzen, wenn man bei aller Voraussicht auch weiterhin flexibel auf Entwicklungen von außen reagieren kann.“ 

Thesen

Folgende 6 Kernthesen haben wir für die Netzplanung aufgestellt

These 1: Disruptive Digitalisierung

Bis ins Jahr 2025 werden alle bisherigen Prozesse der Zielnetzplanung, Ausbauplanung, Netzverträglichkeitsprüfung, Detailplanung und Projektierung hinterfragt. Der Automatisierungsgrad erhöht sich auf mindestens 50 % der zu erledigenden Aufgaben. ​

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These 2: Learning by Doing ​

Durch die höheren und umfangreicheren Anforderungen an das Datenverständnis und mehr Möglichkeiten zur Datenvisualisierung müssen in allen EVU zusätzliche Qualifikationen erworben werden. ​

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These 3: Man in the Loop ​

Ab 2025 können IT-Plattformen 80 % der Netzplanungsfunktionen über Algorithmen abbilden. Orts- und Netzkenntnisse sind aber nach wie vor wichtig. Die Ergebnisprüfung und die Bewertung von Vorschlägen übernimmt der Mensch. ​

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These 4: Prognosefähigkeiten durch Datenfusion und Vernetzung ​

Netzplanung und Netzbetrieb rücken unweigerlich organisatorisch stärker zusammen. Sie werden in den mittleren und großen EVU zu einer Einheit fusioniert, um personelle und technische Synergien zu stiften. ​

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These 5: Hin zu den Dienstleistungsmodellen ​

Zunehmende Anforderungen führen dazu, dass die Anlagensteuerung von kleinen VNB an die großen VNB abgegeben wird. ​

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These 6: Die Professionalisierung der Kleinen ​

Insbesondere in den kleineren EVU, in denen die Netzplanung das Kerngeschäft der technischen Leitung oder der Meisterebene ist, können die höheren Anforderungen weder inhaltlich noch im Arbeitsvolumen durch vorhandenes Personal aufgefangen werden. ​

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