14.12.2022 | Webmagazin Handel & Vertrieb

Sarah Roes | Partnerin
sarah.roes@bet-energie.de

Durch die Marktverwerfungen und die damit enorm gesteigerte Volatilität und Unvorhersehbarkeit sind die Qualitätsanforderungen deutlich gestiegen.
Im Bereich des Portfolio- und Risikomanagements lag der Fokus auch in diesem Jahr auf den weiter anhaltenden Marktverwerfungen in den Commodities Strom und Gas. Nie zuvor gesehene Preisanstiege und Preisausschläge, sowohl bei Strom wie auch bei Gas, stellten die Beschaffungs- und Handelsabteilungen aller Energieversorgungsunternehmen sowie der energieintensiven Industrie Tag für Tag vor neue Herausforderungen. Kleine Mengenabweichungen aufgrund von üblichen Prognoseabweichungen für Mengen und Strukturen führten plötzlich aufgrund extremer Preise bei der Beschaffung von Fehlmengen zu existenzbedrohenden Zusatzkosten. 
 

Es gilt, die Herausforderungen in den Beschaffungs- und Risikokonzepten entsprechend zu berücksichtigen. Eine hohe Prozess- und Datenqualität, auch über die Schnittstellen hinweg in den Vertrieb und die Erzeugung sicherzustellen, ist eine wesentliche Grundlage. Teilweise müssen die Beschaffungskonzepte neu gedacht werden, von der Ausgestaltung der Beschaffungsstrategie, über den richtigen Grad der Einbindung von Dienstleistungen bis hin zur Optimierung der IT-technischen Systemlandschaft. Auch im Risikomanagement müssen die Auswirkungen der erlebten Preisentwicklungen berücksichtigt werden, was u. a. zu einer Neuparametrierung bestehender Simulationsmodelle, der Durchführung von Stresstest-Szenarien sowie der Neukonzeption bestehender Modelle zur Kalkulation von Risikoaufschlägen führt.

Energiepolitische Entwicklungen mit Rückwirkungen auf den BET-Market-Outlook

Die Turbulenzen am Energiemarkt – bedingt durch den russischen Angriffskrieg in der Ukraine – haben auch im Themenfeld der Energiemarktmodelle und Preisprognosen zu sehr dynamischen Entwicklungen geführt, welche wir im Rahmen unseres vierteljährlichen BET Market Outlook adressiert haben. 

Aus kurz- bis mittelfristiger Perspektive haben uns die hohe Commodity-Preisvolatilität mit besonderem Fokus auf Gaspreisentwicklung und steigender Relevanz des internationalen LNG-Marktes für Deutschland sowie der vorgezogene Kohleausstieg in NRW umgetrieben. Die europäischen und nationalen Diskussionen um Preisobergrenzen und Gewinnabschöpfungen warfen nahezu kontinuierlich Fragen auf und tun dies bis heute. 

In der langfristigen Perspektive wurde mit Verabschiedung des Osterpaketes der politische Wille zum schnelleren Ausbau der erneuerbaren Energien bekräftigt. Aus dieser Dynamik ergaben sich für unsere Kunden zahlreiche und wiederkehrende Fragen bezogen auf (regionale) Marktwerte von erneuerbaren Energien sowie die Wirtschaftlichkeit konventioneller Anlagen unter sich verändernden Randbedingungen. 

Die aktuellen Entwicklungen und Diskussionen lassen eine weiterhin hohe Dynamik für das kommende Jahr erwarten, insbesondere wenn der Winter kalt werden sollte. Langfristige Grundsatzfragen zum Strommarktdesign unter Berücksichtigung eines sektorenübergreifenden Energiesystems werden qualitative und quantitative Analysen zur Auswirkung auf die Strategie und Wirtschaftlichkeit von Assets unserer Kunden erforderlich machen.

Die Zeitenwende: Von der Klimakrise über Corona-Folgen bis hin zum Russland-Schock: Nie zuvor waren die Herausforderungen für Energievertriebe so groß wie heute.

Das diesjährige Vertriebs-Projektgeschäft war von immensen Marktentwicklungen gezeichnet und führte vielerorts zum neuen Normal. Insbesondere Energievertriebe standen vor der Herausforderung, Transparenz in die Kunden- und Produktportfolien zu bringen, sodass die Profitabilität als klassischer „Ergebnisbringer“ nicht aus dem Fokus geriet. Die Topthemen im Beratungsgeschäft waren geprägt von Transparenz, Schnelligkeit und neuen Lösungen. Nicht zuletzt führten politische Zielsetzungen und Ad-hoc-Maßnahmen, wie die Einführung und zugleich die Abschaffung der Gasumlage oder die Vorbereitung zur Umsetzung der Strom- und Gaspreisbremse, zu großen Unsicherheiten, die auf fehlende Automatisierungs- und Prozesseffizienz stießen. 

Damit lag der Schwerpunkt unserer Beratungsleistung in der Unterstützung zur Implementierung und Optimierung neuer Prozesse und Schnittstellen sowie der innovativen Geschäftsmodellentwicklung. Kernaufgabe war die Positionierung außerhalb des ursprünglichen Geschäftes und die Entwicklung vollumfänglicher neuer EDL-Produkte. Ein weiterer Treiber lag darin, die Produkte schnellstmöglich in den Markt einzuführen und in Form von Pilotprojekten permanent und konsequent weiterzuentwickeln.


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